Das Boot ist voll!
Zusammen mit dem „THEATER in der LIST e.V.“ aus Hannover wurde 2017 der Theatermonolog „Das Boot ist voll!“ von Antonio Umberto Riccò mit Willi Schlüter in der Rolle des Vito entwickelt. Die Premiere fand am 6. April 2018 statt. Bis September 2023 gab es 97 Vorstellungen.
Einer der Protagonisten der szenischen Lesung Ein Morgen vor Lampedusa steht auch im Mittelpunkt des Monologs: Vito, der Besitzer der „Gamar“, des Bootes, mit dem am 3. Oktober 2013 siebenundvierzig Menschen gerettet wurden.
Stadt-Anzeiger Ost – 2018.04.12 – Stadt-Anzeiger Ost – „Wir wollen die Menschlichkeit fördern“-1
Der Monolog wurde von Willi Schlüter gespielt, einem erfahrenen und mehrfach prämierten Schauspieler aus Hannover. Text und Regie verantwortete Antonio Umberto Riccò.
Zum Inhalt
Ganz normale Menschen werden plötzlich mit der Rettung (und dem Tod!) von Flüchtlingen konfrontiert. Diese unfreiwillig übernommene Rolle verändert ihr Leben und, zumindest teilweise, ihre Ansichten. Nichts wird mehr so sein, wie es vorher war.
Am Beispiel von Vito, der eine kleine Eisdiele auf Lampedusa betreibt, erlebt das Publikum die Auseinandersetzung mit der Katastrophe und ihre noch nach Jahren spürbaren Folgen. Mitleid und Empathie, Zorn und Ohnmacht, aber auch Hoffnung und Menschlichkeit prägen “Das Boot ist voll!”. Er ist nicht die Beschreibung einer Heldentat, sondern der demütige Versuch einen Sinn in diesem Ereignis (und im Leben selbst) zu finden. Langsam wird das Publikum verstehen, dass nur der Zufall Vito und seine Freunde vor diese Aufgabe gestellt hat. Sie waren einfach da, wo auch wir hätten sein können. Sie haben nur das getan, was man tun musste – und wahrscheinlich die meisten Menschen auch tun würden. So wird die Geschichte eine Auseinandersetzung mit unserer sozialen Verantwortung, unseren Werten und Widersprüchen.
Das Stück lehnt sich thematisch und inhaltlich an die erfolgreiche szenische Lesung “Ein Morgen vor Lampedusa”, die der Autor mit einer ehrenamtlichen Arbeitsgruppe aus Hannover seit 2014 bundesweit präsentiert hat. “Vitos Monolog” geht jedoch über die Grenzen der dokumentarischen Beschreibung der Fakten hinaus, die die Lesung prägen, und eröffnet eine gänzlich neue Perspektive auf die Folgen der Flüchtlingsbewegung in unserer Gesellschaft. Aus nüchternen Zahlen und aus Schlagzeilen der Medien wird mit Vito ein Mensch auf der Bühne lebendig mit Gefühlen, Widersprüchen und ehrlichen Fragen. Dieses Theaterstück berührt und soll die jugendlichen Zuschauer auf die Flüchtlingsproblematik aufmerksam machen, sie dafür zu sensibilisieren und die Akzeptanz gegenüber Flüchtlingen erhöhen. Deshalb werden nach jeder Vorstellung Diskussionsrunden angeboten, um sich mit dem Thema Flucht und Migration auf eine andere Weise als gewohnt auseinander zu setzen. Das scheint angesichts der aktuellen Wahlausgänge umso wichtiger, um die demokratischen Wurzeln in unserer Gesellschaft zu stärken und populistischen Parteien den rechten Wind aus den Segeln zu nehmen. Dafür wollen wir mit den Lehrern und Lehrerinnen in den Schulen eng zusammenarbeiten und mit diesem Theaterstück einen Impuls für fruchtbare Gespräche geben.