Eine erste Bilanz
Inzwischen haben wir unsere neue Lesung “NACHBARN – Sie waren Freunde, gute sogar” zehnmal präsentiert. Viele der rund 1.200 Zuschauerinnen und Zuschauer teilten unsere Sorgen. Das war zu erwarten, bedenkt man, dass unser Publikum bewusst zu unseren Veranstaltungen kommt und in der Regel gut informiert ist.
An Schulen stellt sich die Situation jedoch etwas anders dar. Nicht nur, weil Schülerinnen und Schüler unfreiwillig (und leider manchmal auch unvorbereitet) teilnehmen, sondern weil ihre politischen Ansichten ein Abbild der Gesellschaft sind. Auch an Schulen gibt es eine Minderheit von Jugendlichen, die rechtspopulistische oder gar rechtsextreme Positionen vertreten. Dies haben die Wahlen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg deutlich gezeigt, wo der Anteil der rechtsextremen Stimmen unter Jugendlichen sogar zwischen 30 und 40 % lag. Auch die jüngste Shell-Studie „Jugend 2024“ hat bestätigt, dass bundesweit ein Viertel der Jugendlichen entweder „sehr unzufrieden“ oder „unzufrieden“ mit der Demokratie ist. Unsere Lesungen haben dies ebenfalls bestätigt.
Im Publikum, sowohl in Berufsschulen als auch in Gymnasien, saßen auch Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund oder Geflüchtete. Es mag ein oberflächlicher Eindruck sein, aber bei unseren Lesungen saßen oft gerade in den ersten Reihen Jugendliche aus diesen Gruppen. Sie hörten besonders aufmerksam zu, waren manchmal emotional stark berührt und stellten am Ende der Vorstellung besonders interessante Fragen, in denen sich ihre Sorge um die Zukunft widerspiegelte. Einige kamen auch direkt auf uns zu, um sich für die Lesung zu bedanken.
Es gibt also sehr gute Gründe, das Thema „Demokratie“ an Schulen zu behandeln – eine Aufgabe, die in erster Linie den Lehrkräften obliegt. Wir bieten lediglich eine kleine Unterstützung an, die im Unterricht vor- und nachbereitet werden sollte.